Lothar Hi.
49
der Hausmacht und der Persönlichkeit des Regenten ab. 2) Die Herzöge, von
Karl d. G. auf ihr ursprüngliches Amt, die Anführung im Kriege, beschränkt,
erweiterten bald nach dessen Tode ihre Gewalt dadurch, daß sie die Geschäfte der
königlichen Sendboten an sich rissen, namentlich die Oberaufsicht über die Gerichts-
höfe und den Vorsitz in den Provinzialversammlungen, wodurch sie sogleich den
größten Einfluß auf die Königöwahl erhielten; dagegen wurde ihre Macht auch
beschränkt durch königliche Freibriefe, durch das Emporkommen der Städte und
die Gründung von Fürstenthümern, welche unter Markgrafen, Landgrafen u. s. w.
standen. Unter Heinrich Iv. wurden die meisten Herzogthümer erblich. 3) Die
Würbe der Pfalzgrafen, welche in den Zeiten der Merovinger und Karolin-
ger das Hofrichteramt ansübten und jede Appellation in Sachen, deren Entschei-
dung nicht dem Könige unmittelbar zustand, aburtheilten, war mit dem Fall des
karolingischen Reiches verschwunden. Aber schon im 10. Jhdrt. finden wir wie-
der Pfalzgrafen, und zwar nicht einen einzigen, als obersten Hofrichter, sondern
in den einzelnen Provinzen, welche Stellvertreter des Königs im Gerichte und zu-
gleich königliche Kameralbeamten waren, indem sie die Kronregalien zu schützen,
die Rechte des Fiskus in den Provinzen zu wahren und die königlichen Kammer-
güter zu beaufsichtigen hatten. Auch diese Würde ward meistens erblich. 4) Die
Grafschaften wurden unter den fränkischen Kaisern alle erblich.
8- 1-2.
Lothar Lh., der Sachse, 1123-1137.
Nach Heinrich V. Tode erwartete sein Neffe, Herzog Friedrich
von Schwaben, die Krone; aber der Erzbischof von Mainz, welcher
der Hauptgegner Heinrich's V. und seiner Partei gewesen war, lenkte
die Wahl auf Lothar, Herzog von Sachsen. Sein erledigtes Her-
zogthum Sachsen und seine einzige Tochter gab Lothar Heinrich dem
Stolzen, Herzog von Baiern, ans dem Hause Welf, mit dessen Hülse
er vergebens den Hohenstaufenschen Brüdern, Friedrich von Schwa-
den und Konrad, die Reichsgüter zu entreißen suchte, welche Heinrich V.
im Kampfe mit seinen Gegnern eingezogen und wie einen Privatbe-
sitz auf die Hohenstaufen vererbt hatte.
Die Hohenstaufen behaupteten sich nicht nur im Besitze der Reichsgüter, son-
dern ihr Kriegsglück veranlaßte sie auch einen offenen Kampf um die deutsche
Krone zu beginnen und den Herzog Konrad als Gegenkönig aufzustellcn, der aber
bald an einem glücklichen Fortgange seines Unternehmens in Deutschland verzwei-
felte und deshalb nach Italien aufbrach, wo er auch (in Monza) gekrönt wurde,
aber bald allen Anhang verlor. Beide Brüder mußten sich nach 9jährigem
Kampfe dem Könige unterwerfen.
Lothar machte einen zweimaligen Zug nach Italien; auf dem ersten war der
Hauptzweck: das durch gleichzeitige Wahl zweier Päpste, Anaclet Ii. und Jnno-
cenz Ii., entstandene Schisma beizulegen, nicht erreicht; doch erhielt Lothar im
Lateran die Kaiserkrone (durch Innocenz Ii.). Auf dem zweiten Zuge vertrieb er
und sein Schwiegersohn Heinrich den Bundesgenossen Anaclet's Ii., König Roger
Pütz deutsche Gesch. 5. Aufl. 4.
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Extrahierte Personennamen: Lothar_Hi Karl_d Karl Heinrich_Iv Heinrich Hofrichter Lothar_Lh Heinrich_V. Heinrich_V. Friedrich
von_Schwaben Friedrich Lothar Lothar_Heinrich Heinrich Welf Friedrich_von_Schwa- Friedrich Konrad Konrad Heinrich_V. Heinrich_V. Konrad Konrad Lothar Lothar Innocenz_Ii Innocenz Heinrich Heinrich
Oer zweite Kreuzzug.
3t
Daher unternahm Ludwig Vii., König von Frankreich, den zweiten
Kreuzzug, und der Abt Bernhard von Clairveaux bewog auch den
deutschen König Konrad Iii. nebst dem Herzoge Friedrich (Barbarossa)
von Schwaben zu persönlicher Theilnahme an dem Zuge. Beide
Heere zogen durch Ungarn über Konstantinopel nach Kleinasien; die
Deutschen, welche den kürzesten Weg durch das Reich Jconium ge-
wählt hatten, litten durch unvorsichtige Theilung und durch Vernach-
lässigung der Verpflegung harte Verluste, sie wurden von einem
Heere des Sultans von Jconium überfallen, nur der zehnte Theil
konnte den Rückzug nach Nicäa antreten. Ludwig, der etwas später
ankam, vereinigte sich mit den spärliche,: Ueberresten der Deutschen
und zog in Kleinasien längs der Küste bis nach Pamphylien, wo er
sich mit einem Theile des Heeres nach Antiochia einschiffte, während
der übrige Theil noch bis Tarsus zu Lande zog und durch Elend,
Roth und die Feinde säst gänzlich aufgerieben wurde. Der Plan
zur Wiedereroberung Edessas ward vorläufig ausgegeben, und die
drei Könige Balduin Iii., Konrad Iii. und Ludwig Vii. vereinigten
sich zu einem gemeinschaftlichen Angriffe auf Damaskus, der aber
durch Verzagtheit und Verrath (der syrischen Fürsten) ohne Erfolg
blieb, worauf beide Könige in ihre Staaten zurückkehrten.
Als Konrad im Begriffe war nach Italien zu gehen, um sich
zum Kaiser krönen zu lassen und hier den von Freiheitsideen durch-
drungenen lombardischen Städten gegenüber das fast vergeffene kö-
nigliche Ansehen geltend zu machen, starb er. Da sein älterer Sohn
(Heinrich) vor ihm gestorben, sein jüngerer aber noch unmündig war,
so gab er sterbend seine Stimme für seinen Neffen Herzog Friedrich
von Schwaben, den er allein für geeignet hielt, sowohl die gänzlich
gesunkene Oberhoheit des deutschen Königs in den Grenzlanden (Po-
len, Arelat, Italien) herzustellen, als die beiden Häuser Wels und
Hohenstaufen zu versöhnen, weil dieser von beiden zugleich abstammte
(s. die Stammtafel S. 53).
2. Friedrich I. Barbarossa 1152—1190.
Sein Hauptstreben war das unter seinen Vorgängern gesunkene
kaiserliche Ansehen, namentlich die in Italien geschmälerten kaiserlichen
Rechte, wieder herzustellen; daher unternahm er 6 Züge nach Ita-
lien, wo er den dritten Theil seiner Regierungszeit (13 I.) zubrachte.
Erster Zug nach Italien (1154). Die lombardischen Städte
hatten sich seit Heinrich Iv. der Gerichtsbarkeit der kaiserlichen Statt-
halter entzogen und sich ihre Consuln selbst gewählt; kleinere Städte
4»
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Vii Ludwig Bernhard_von_Clairveaux Konrad_Iii Konrad Friedrich_(Barbarossa Friedrich Barbarossa Ludwig Ludwig Roth Konrad_Iii Konrad Ludwig_Vii Ludwig Konrad Konrad Heinrich) Heinrich Friedrich
von_Schwaben Friedrich Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Heinrich_Iv Heinrich
Der lombardische Städtebund.
64
dinälen eine kaiserliche und eine antikaiserliche Partei, diese wählte
Alexander Ii!., jene Paschal Ii!., wodurch ein 18jähriges (1159—77)
Schisma entstand. Friedrich wollte als Schirmvogt der Kirche eine
Ausgleichung herbeiführen, allein Alexander sprach ihm das Recht
dazu ab und verband sich mit den Städten Oberitaliens gegen ihn.
Auf einem 3. Zuge nach Italien (1163) ohne Heer suchte der von
Aleranker Ui. mit dem Kirchenbanne belegte Kaiser die Unzufriedenheit, welche
sich über die Härte der von ihm eingesetzlen Beamten geäußert hatte, zu be-
schwichtigen.
Auf dem 4. italienischen Zuge (1166 — 68) zwang Frie-
drich die Römer (durch einen Sieg bei Tusculum), den Papst Pa-
schal Hl. anzuerkennen und ließ sich nebst seiner Gemahlin von ihm
krönen. Damals stand er auf dem Gipfel seiner Macht — aber
nur für kurze Zeit. Denn da sein Heer durch eine pestartige Krank-
heit fast gänzlich aufgerieben wurde, floh er verkleidet und fast ganz
allein über die Alpen. Die lombardischen Städte aber, deren Be-
schwerden über die kaiserlichen Statthalter keine Abhülfe gefunden
hatten, waren in einen großen Bund zusammen getreten, sie führten
die Mailänder in ihre Stadt zurück und erbauten eine Festung als
Schutzwehr gegen die Deutschen, die sie dem Kaiser zum Trotz
Alessandria nannten. Als Friedrich diese
auf dem 5. italienischen Zuge (1174 — 78) belagerte, fiel
Heinrich der Löwe von ihm ab (weil er diesem die für seine Hülfs-
leistnng geforderte Abtretung der Stadt Goslar nicht bewilligte).
Bittend soll der Kaiser sich dem stolzen Herzog zu Füßen geworfen
haben, um ihn zu fernerm Beistand zu bewegen — aber vergebens.
Ehe er neue Verstärkungen erhalten hatte, wurde er von den er-
muthigten Lombarden bei Leg nano 1176 angegriffen und so ent-
schieden geschlagen, daß er sich genöthigt sah, mit Alexander Iii. zu
Venedig Frieden und mit den Lombarden zuerst einen Waffenstill-
stand auf 6 Jahre und nach dessen Ablauf einen förmlichen Frie-
den zu Constan.; zu schließen 1183, in welchem er den Städten
gegen einen Geldzins einen großen Theil der Hoheitsrechte überließ.
Nach Deutschland zurückgekehrt, sprach Friedrich über Heinrich
den Löwen, der ihn in Italien verlassen hatte und auf eine fünf-
malige Vorladung nicht erschienen war, die Reichsacht aus, und
zersplitterte dessen Besitzungen, indem er Baiern dem Pfalzgrafen
Otto von Wittelsbach (dessen Nachkommen noch heute in Baiern
regieren), das westliche Sachsen dem Erzbischöfe von Köln, das öst-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Ii Alexander Friedrich Alexander Alexander Friedrich Friedrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Alexander_Iii Alexander Friedrich_über_Heinrich Friedrich Heinrich Otto_von_Wittelsbach Otto
Extrahierte Ortsnamen: Italien Goslar Deutschland Italien Baiern Sachsen
Heinrich der Löwe.
33
liche mit der herzoglichen Würde von Sachsen dem Grafen Bern-
hard von Anhalt (dem Sohne Albrecht des Bären) gab. Zwar
griff Heinrich der Löwe zu den Waffen, Anfangs nicht ohne Erfolg,
aber als der Kaiser selbst gegen ihn zu Felde zog und seine Vasallen
ihn verließen, bat er fußfällig um Gnade. Bis zu Thränen gerührt,
befreite der Kaiser ihn von der Acht und ließ ihm seine Stanun-
güter Braunschweig und Lüneburg, doch mußte er auf 3 Jahre das
Reich verlassen und ging zu seinem Schwiegervater, dem Könige von
England (Heinrich Il).
Nach einem glänzenden Reichstage zu Mainz (1184), wo Frie-
drich seine beiden ältesten Söhne, Heinrich und Friedrich, wehrhaft
machte, erschien er zum 6. Male in Italien, wurde allenthalben sehr
ehrenvoll empfangen und feierte in dem neuerbauten Mailand die
Vermählung seines ältesten Sohnes, des römischen Königs Heinrich,
mit Constanze, Roger's Ii. Tochter und Erbin des Königreichs Apu-
lien und Sicilien.
Nachdem er seinem Sohne Heinrich die Regierung für die Zeit
seiner Abwesenheit übertragen hatte, unternahm er
den dritten Kreuzzug 1189.
Sa lad in, Sultan von Aegypten, erneuerte die Ansprüche
Aegyptens auf Syrien und Palästina, schlug die Christen (welche
den Waffenstillstand verletzt hatten, wodurch der Kampf mit Saladin
auf einige Jahre unterbrochen war) bei Hittin unweit des alten
Liberias, nahm den König Guido (Veit) mit vielen Rittern gefangen
und machte durch Einnahme der Hauptstadt dem Königreiche Jeru-
salem nach 88jähriger Dauer ein Ende.
Der Verlust der heil. Stadt bewog die drei ersten Fürsten der
Christenheit, den 70jährigen Kaiser Friedrich I. Barbarossa und die
Könige Philipp August Ii. von Frankreich und Richard Löwenherz
von England, mit der Blüte ihrer Ritterschaft den 3. Kreuzzug an-
zutreten.
Kaiser Friedrich, welcher zuerst aufbrach, kam nach Klein-Asien,
schlug das Heer des Sultans von Jconium, eroberte diese Stadt,
fand aber bald darauf im Flusse Kalykadnos (Saleph) seinen Tod.
Sein Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, führte zwar das durch
Seuchen und Ausreißen stets abnehmende Heer noch bis Akkon oder
Ptolemais (auch Acre), wo er dm Orden der deutschen Ritter stif-
tete, aber noch während der Belagerung der Stadt starb (1191).
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Lüneburg England Mainz Italien Mailand Sicilien Syrien Palästina Liberias Frankreich England Akkon
37
Heinrich Vi. Philipp von Schwaben u. Otto I V.
Landes gegen die Einfälle der heidnischen Preußen dem Orden das
Kulmerland - (nebst dem Gebiete vor: Löbau) abzutreten, an. Nach
einem 53 jährigen Kampfe gelangte der Orden zur Herrschaft über
Preußen. Als Akkon, nachdem es gerade 100 Jahre der Hauptsitz
des Ordens gewesen, an den Sultan von Aegypten verloren ging
1291, zog der Hochmeister (Konrad von Feuchtwangen) nach Vene-
dig, und als diese Stadt sich den päpstlichen Bann zugezogen hatte
(wegen der Eroberung Ferraras), ward der Hauptsitz nach Marien-
burg verlegt (1309).
3. Heinrich Vi. 1190 — 1197,
der schon während des Kreuzzuges seines Vaters die Reichsverwal-
tung geführt hatte, folgte ohne weitere Anerkennung von Seiten der
Fürsten wie in einem Erbreiche. Nach den: Aussterben des norman-
nischen Königshauses ging er nach Italien, ließ sich in Rom krönen
und hoffte das Erbe seiner Gemahlin, Apulien und Sicilien, in
Besitz zu nehmen. Aber die Sicilianer hatten aus Abscheu gegen
die deutsche Herrschaft den Grafen Tankred und nach dessen Tode
seinen Sohn Wilhelm Iii. zun: Könige ernannt. Diese machten den:
Kaiser sein Erbland noch 5 Jahre lang streitig. Eine angebliche
Verschwörung diente ihm zum Vorwände, an seinen Gegnern die
grausamste Rache zu nehmen, die Ersten der Geistlichkeit und des
Adelstandes wurden gehenkt, verbrannt, oder, wie König Wilhelm,
verstümmelt und geblendet; deshalb, so wie wegen Richard's Löwen-
herz Behandlung sprach der Papst den Bann über ihn aus. Als
er im Begriffe war, einen Kreuzzug anzutreten, überraschte ihn der
Tod (zu Messina) zur allgemeinen Freude der Italiener.
Heinrich der Löwe war aus England zurückgekehrt und hatte vielen Anhang
gefunden, aber alle Versuche, seine früheren Besitzungen wieder zu gewinnen
waren erfolglos; er starb 1195 zu Braunschweig.
4. Philipp von Schwaben 1198 — 1208 und
Otto Iv. 1198 — 1215.
Nach Heinrich's Vi. Tode trennten sich die deutschen Fürsten in
Bezug auf eine neue Wahl in zwei Parteien: eine hohenstaufensche,
welche Heinrich's jüngsten Bruder Philipp von Schwaben (Hein-
rich's Sohn Friedrich war erst 3 I. alt), und eine welfische, welche
Otto, den zweiten Sohn Heinrich's des Löwen, wählte. Die letz-
tere übertrug die Entscheidung dem Papste Innocenz Hi., welcher
nach vergeblichen Vermittelungsversuchen den Otto als König aner-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vi Heinrich Philipp_von_Schwaben_u._Otto_I_V. Philipp Otto Konrad_von_Feuchtwangen Konrad Heinrich_Vi Heinrich Tankred Wilhelm Wilhelm Heinrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Philipp_von_Schwaben Philipp Friedrich Friedrich Otto Innocenz_Hi Innocenz Otto
Extrahierte Ortsnamen: Akkon Italien Rom Apulien Sicilien Messina England
Friedrichs Absetzung und Gegenkönige. Das Interregnum. 61
wich. Von hier aus versuchten sie zwar noch einmal nach Oesterreich
vorzudringen, als aber ihnen dort ein großes christliches Heer unter
dem Könige (Wenzel) von Böhmen und den Herzögen von Oesterreich
und Kärnthen entgegentrat, kehrten sie zurück und räumten auch Un-
garn auf die Nachricht von deni Tode ihres Groß-Khans.
Nachdem Gregor Ix., fast 100 Jahre alt, gestorben, erhielt
Friedrich einen noch heftigern Gegner in dessen zweitem Nachfolger,
Innocenz Iv. Dieser sprach über den Kaiser, der dem Papste sein
Land vorenthielt, zu Lyon, wohin er eine allgemeine Kirchenversamm-
lung (1245) berufen hatte, auch die Absetzung aus und forderte die
deutschen Fürsten zu einer neuen Wahl auf, ohne Rücksicht auf den
schon früher zum römischen Könige gewählten zweiten Sohn Fried-
rich's, Konrad. Aber fast nur geistliche Fürstelt wählten den (frühern
Regenten für Konrad) Landgrafen Heinrich Raspe von Thü-
ringen zum Gegenkönig (1246), und als dieser (schon 1247 auf
der Wartburg) starb, erhoben die rheinischen Erzbischöfe im Einver-
ständniß mit einigen weltlicheil Fürsteil eilten neuen Gegenkönig in
der Person des (20jährigen) Grafen Wilhelm von Holland.
Während Deutschland zwischen den beiden jungen Königen Konrad
und Wilhelm getheilt war, setzte Friedrich betx Kampf gegen die
Lombardell mit immer mehr abnehmendem Glücke fort bis zu seinem
Tode 1250.
6. Konrad Iv. 1250—54. Wilhelm —1256.
Konrad ging bald (gleich seinem Vater die Herrschaft in Ita-
lien der in Deutschland vorziehend) nach Apulien, welches sein Bru-
der Manfred als Statthalter gegen den Papst behauptet hatte. Hier
starb er schon 1254, mit Hinterlassung eines zweijährigen Sohnes
Konradin. Wilhelm von Holland blieb auf einem Zuge gegen die
Westfriesen, die er ju einem Tribute zwingen wollte, mit seinem
Pferde im Eise steckeil und ward von einigen Friesen, die ihn nicht
kanntell, erschlagen.
8- 14-
Das Interregnum 1237—1273.
Da nach Wilhelm's Tode der Papst (Alexander Iv.) die - Wahl
Konradin's bei Strafe des Bannes verboten und der Köllig Ottokar
von Böhmen die ihm angebotene Krone abgelehnt hatte, so wählte
ein Theil der bestochenen deutschen Fürsten den Grafen Richard
von Cornwallis, Andere den König Alfons X. von Ca-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Gregor_Ix. Gregor_Ix. Friedrich Friedrich Innocenz_Iv Innocenz Konrad Konrad Konrad) Konrad Heinrich_Raspe_von_Thü- Heinrich Wilhelm Konrad Konrad Wilhelm Friedrich_betx Friedrich Konrad_Iv Konrad Wilhelm Konrad Manfred Konradin Wilhelm Alexander_Iv. Alexander_Iv. Ottokar
von_Böhmen Ottokar Richard
von_Cornwallis Alfons_X
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Oesterreich Oesterreich Lyon Wartburg Holland Deutschland Ita- Deutschland Apulien Holland
64
Krieg zwischen Rudolf und Ottokar von Böhmen.
Zweimaliger Krieg zwischen Rudolf und Ottokar
von Böhmen 1276 und 1278.
Rudolf lud den Ottokar, der ihn nicht anerkennen wollte, vor,
um sein rechtmäßiges Lehen, Böhmen und Mähren, von ihm zu em-
pfangen, die in Besitz genommenen Reichslehen dagegen zurückzu-
geben. Da Ottokar auf wiederholte Vorladung nicht erschien, so
ward die Reichsacht über ihn ausgesprochen und der Reichskrieg ge-
gen ihn begonnen, indem Rudolf mit seiner ganzen Macht die Do-
ttau abwärts durch das ihn bereitwillig ausnehmende Oesterreich bis
vor Wien zog, während Graf Meinhard von Tirol die böhmischen
Besatzungen aus Steiermark und Kärnthen vertrieb. Daher zog auch
Ottokar nach der Donau, bat aber, als Rudolf auch von den Un-
gar;: ein großes Heer zur Unterstützung erhalten hatte, um Frieden,
worin er auf jene vier Landschaften verzichtete. Doch konnte er den Ver-
lust derselben nicht verschmerzen und erneuerte daher plötzlich den
Krieg 1278, nachdem er einen Theil der Reichsfürsten erkauft hatte.
Rudolf faßte den heldenmüthigen Entschluß, seinem viel stärkeren
Feinde entgegen zu gehen. Verstärkt durch Zuzug aus den neu er-
worbenen Landschaften, wo sich nur Weuistö von Ottokar hatten ge-
winnen lassen, und abermals von einem Heere der Ungarn unter-
stützt, siegte Rudolf auf dem Marchfelde unweit Wien, wo Ot-
tokar nach hartnäckigem Kampfe stel.
Das wiedergewonnene Reichsgut gab Rudolf nicht an einen der
ohnehin zu mächtigen Reichsfürsteu, sondern er begründete durch
Belehnung (1282) seiner Söhne Albrecht und Rudolfs) mit Oester-
reich, Steiermark, Krain und Kärnthen die Hausmacht Oesterreichs,
um so seinen Nachkommen, deren Nachfolge in der Kaiserwürde sehr
zweifelhaft war, wenigstens eine ansehnliche Stellung unter den deut-
schen Reichsfürsten zu sichern. Später (1285) belehnte er auf Bit-
ten seiner Söhne den Grafen Meinhard von Tirol mit Kärnthen.
Von jetzt an war das Hauptstreben der deutschen Könige
auf Erwerbung einer bedeutenden Hausmacht gerichtet,
die nicht nur als Grundlage der königlichen Macht, sondern auch *)
*) Rudolf i. _________
Albrecht 1. Rudolf, noch 5 Söhne. Mathilde, noch 7 Töchter.
-—__—------»«»—- Hzg.v. Schwaben. Gern. Ludwig,
Rudolf, Friedrich, - — - —Hzg- v. Baiern.
Königs.böhmen. Kaiser. Johannparricida. - ----
Ludwig, Kaiser.
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolf Rudolf Ottokar
von_Böhmen Ottokar Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Meinhard_von_Tirol Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Albrecht Rudolfs Meinhard_von_Tirol Rudolf_i Rudolf Albrecht_1. Rudolf Albrecht Rudolf Mathilde Ludwig Ludwig Rudolf Rudolf Friedrich Friedrich Johannparricida Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Wien Donau Ungarn Wien Rudolfs Krain Oesterreichs Schwaben Baiern
181
1152-1190
(1154)
1158-1162
(1166—68)
(1174-78)
1176
(1183)
1187
1189—1193
1190-1197
(1194-1266)
1198-1208
1203-1204
1208—1215
(1212)
1215-1250
1228
1230—1283
1237
die Türken. Konrad Hi. und Ludwig Vii. ziehen ver-
gebens nach Palästina.
Friedrich I. Barbarossa.
Dessen erster Zug nach Italien zur Demüthigung der
lombardischen Städte, deren 3 zerstört werden. Arnold
von Brescia endet auf dem Scheiterhaufen. Heinrich
der Löwe erhält auch Baiern zurück.
Zweiter Zug Friedrich's nach Italien. Demüthigung
Mailand's. Reichstag in den roncalischen Gefilden.
Neuer Streit mit Mailand, welches zerstört wird.
Streitige Papstwahl.
Vierter Zug Friedrich's 1. nach Italien, um Pascha!
Iii. einzusetzen. Rückkehr ohne Heer. Alessandria erbaut.
Fünfter Zug Friedrich's I. nach Italien. Abfall Hein-
rich des Löwen.
Friedrich I. bei Legnano besiegt.
Friede zu Constanz zwischen Friedrich und den Lom-
barden. Achterklärung über Heinrich den Löwen und
Thrilling der Länder desselben.
Niederlage der Christen bei Hittin. Verlust Jerusalems.
Dritter K r e u z z u g. Friedrich Barbarossa's Tod.
Stiftung des deutschen Ordens im Lager vor Akkon.
Entzweiling Philipp's Ii. mit Richard Löwenherz. Waf-
fenstillstand mit Saladin. Richard's Gefangenschaft.
Heinrich Vi. Besitznahme von Apulien und Sicilicn
uild grausames Verfahren daselbst.
Das Königreich beider Sicilie» unter den Hohenstaufen.
Philipp von Schwaben lind Otto Iv. Zehnjähriger
Thronstreit bis zu Philipp's Ermordung durch Otto
von Wittelsbach.
Der vierte sogenannte Kreuz zu g. Richtung
desselben nach Constantinopel statt nach Aegypten, um
den geblendeten Kaiser Isaak wieder einzusetzen. Ent-
zweiung der Kreuzfahrer mit demselben und Einnahme
Constantinopels.
Otto Iv. allein. Entzweiung desselben mit dem Papste.
Gegen ihn Friedrich Ii. erhoben.
Kreuzzug der Kinder.
Friedrich Ii. Streit mit dem Papste über die Ver-
einigung der deutschen Krone mit der sicilischen und
über den Kreuzzug.
Kreuzzug Friedrich's fl. Durch einen Vertrag
mit Kamel, Sultan von Aegyvten, erhält Friedrich Je-
rusalem zurück und krönt sich selbst.
Krieg des deutschen Ordens mit den Preußen.
Sieg Friedrich's über die Lombarden bei Cortenuova.
Abermaliger Zerfall mit dem Papste.
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Hi Konrad Ludwig_Vii Ludwig Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Arnold
von_Brescia Heinrich Friedrich_I. Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich_Barbarossa's Friedrich Richard_Löwenherz Heinrich_Vi Heinrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Otto Isaak Isaak Otto Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Je- Friedrich Cortenuova
56
Konrad I.
gar in Sachsen ein, vernichteten Ludwig's Heer an der Ens, und
da seitdem der gemeinschaftliche Vertheidigungskrieg gegen sie auf-
hörte, so plünderten sie die einzelnen Provinzen und dehnten bald
ihre Raubzüge bis an den Rhein aus.
Gleichzeitig mit dem Erlöschen des karolingischen Hauses im
ostfränkischen Reiche fällt die Entstehung der deutschen Volks-
herzogthümer, indem theils die Markgrafen, namentlich die an
der östlichen Grenze des Reiches, also die in Sachsen und
Baiern, durch die Vereinigung mehrerer oder aller Marken ihres
Landes unter ihrem Oberbefehl (wie dies zur Vertheidigung der
Reichsgrenze gegen die Normannen, Slaven und Ungarn nöthig war)
zu einem überwiegenden Ansehen in ihrem Lande gelangten, theils
die Sendgrafen ihre durch Verbindung von Civil- und Militärgewalt
allmälig erweiterte Macht erblich machten. Auf diese letztere Weise
scheint die herzogliche Würde in Franken, Alemannien und
Lothringen entstanden zu sein.
8- 9.
Konrad I., der Franke, 911—918.
Nach dem Aussterben der Karolinger in Deutschland wurde, ohne
Rücksicht auf das Erbrecht der schwachen Karolinger in Frankreich,
der, dem karolingischen Hause verwandte Herzog Konrad von
Franken zum Könige ausgerufen; nur in Lothringen machte der
westfränkische König (Karl der Einfältige) sein Erbrecht geltend,
nahm dieses Land (außer Elsaß) in Besitz und behauptete es gegen
einen zweimaligen Angriff des deutschen Königs. Konrad's Thätig-
keit während seiner ganzen Regierung war darauf gerichtet, die deut-
schen Fürsten zur Anerkennung seiner königlichen Herrschaft zu zwin-
gen. Es gelang ihm zwar da, wo er gerade verweilte, sich Aner-
kennung zu verschaffen, aber in seiner Abwesenheit erhoben sich die
kaum bezwungenen Fürsten stets aufs Neue, und namentlich brach die
alte Feindschaft zwischen den Sachsen und Franken wieder aus, als Kon-
rad sich weigerte, nach Otto's Tode dessen Sohne Heinrich alle Lehen des
Vaters zu überlassen. Bei dieser innern Zerrüttung Deutschlands
wiederholten die Ungarn fast jährlich ihre räuberischen Züge durch
Baien: und Memannien bis nach Lothringen und Sachsen (bis Bre-
men), wozu sie sogar von Konrad's einheimischen Gegnern aufgefor-
dert wurden. Als der kinderlose Konrad von seinem letzten Zuge
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Extrahierte Personennamen: Konrad_I. Konrad_I. Konrad_I. Franke Konrad_von
Franken Konrad Karl Heinrich Heinrich Konrad Konrad
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Rhein Sachsen Baiern Ungarn Lothringen Deutschland Frankreich Lothringen Sachsen Deutschlands Ungarn Lothringen Sachsen
Heinrich I.
37
gegen Baiern verwundet zurückkehrte und sein Tod bevorstand, em-
pfahl er (mit Uebergehung seines Bruders) seinen Gegner Heinrich
von Sachsen zum Nachfolger, weil er diesen allein für geeignet hielt,
sich allgemeine Anerkennung zu verschaffen und so die Einheit des
Reiches herzustellen. Heinrich wurde auch von den Franke,: und
Sachsen zum Könige gewählt, aber Baiern und Alemannien behaup-
teten noch eine Zeit lang chre Selbständigkeit.
§. 10.
Könige aus dem Hause Sachsen 919—10241.
1. Heinrich I. 919—936.
Heinrich's doppelte Aufgabe war 1) die Wiederherstellung der
Einheit des Reiches durch eine allgemein anerkannte königliche Ober-
hoheit und 2) die Sicherung der Grenzen sowohl im Westen durch
die Wiedergewinnung Lothringens, als im Osten und Norden gegen
die feindlichen Nachbarvölker: die Slaven, Ungarn und Dänen.
Durch die Unterwerfung der Herzöge von Alemannien und
Baiern vereinigte Heinrich alle deutschen Völker auf der Ostseite des
Rheins zu einem gemeinsamen Reiche, und durch geschickte Benutzung
der Verhältnisse (in einen: Kriege Karl's des Einfältigen wider dessen
Gegenkönig Rudolf von Burgund) wußte er auch Lothringen
wieder zu gewinnen, welches nun als fünftes Herzogthum bis
in's 18. Jahrhundert beim deutschen Reiche blieb. Bei einem Ein-
falle der Ungarn in Sachsen (924) war einer ihrer mächtigsten Fürste,:
gefangen worden, für dessen Auslieferung und einen jährlichen Tri-
but sie einen 9jährigen Frieden bewilligten.
Die Zeit des Friedens benutzte Heinrich zur Verbesserung
des deutschen Kriegswesens durch Anlage von Burgen (zur
Aufbewahrung der Lebensmittel) und Befestigung der Städte, zu-
nächst in den von ihn: unmittelbar beherrschten Ländern: Sachsen
und Thüringen (Quedlinburg, Merseburg, Goslar), durch Herstel-
lung des allgemeinen Aufgebotes und durch Bildung einer leicht be-
waffneten (gegen die berittenen Ungarn nothwendigen) Reiterei.
Um den Ungarn ihre Angriffe auf das Reich zu erschweren, suchte
Heinrich die ehemals zinsbaren, aber später abgefalleuen slavischen
Völker, welche sich zum Theil mit den Ungarn verbündet hatten,
wieder zu unterwerfen und dehnte im Kampfe mit den Wenden die
deutsche Herrschaft sogar bis gegen die Oder hin aus.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich
von_Sachsen Heinrich Heinrich Heinrich Franke Heinrich_I. Heinrich Heinrich Rudolf_von_Burgund Rudolf Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich